ANOMIS – Simona Deflorin

Selbstbildnis, Öl auf Leinwand, 52 cm x 45 cm, 1992Mira, Öl auf Leinwand, 100 cm x 180 cm, 2009Cecilia, Öl auf Leinwand, 45 cm x 190 cm, 2009

Galerie per-seh, Hannover
6. April 2011 – 5. Juni 2011

Es ist ein Reich unterhalb der Oberfläche der Gesellschaft, hinter der Spiegelfläche des Menschlichen, eine Welt hinter der Welt: Im Reich der Anomisen verschmelzen Widersprüche zu einer hintergründigen Wahrheit. Die Synthese des Widersprüchlichen erschafft ein Kraftfeld, das mich bannt, mir – körperlich spürbar – durch Mark und Bein geht. Ich bin einem Magnetismus ausgesetzt, der mich abstößt und anzieht.Mit Haut und Haaren fühle ich mich einer Wirklichkeit ausgesetzt, die in der Mitte von Welt und Gesellschaft nicht zu Hause sein darf. Im Reich der Unerhörten ist das Leben zugleich schön und bizarr, zärtlich und mörderisch, stolz und verletzt, sinnlich und gewalttätig, attraktiv und ekelerregend.

Annette Behnken

Der Mensch als Motiv – Menschliches als Aussage. Das Œuvre der Schweizer Künstlerin Simona Deflorin ist durchzogen von emotionalen Themen und Motiven. Ölmalerei steht gleichbedeutend neben Aquarell- und Pastellarbeiten auf Papier, in teils unkonventionellen Formaten. Versehrte und deformierte Körper, vernarbte Leinwände, durchdringende Blicke – im Zentrum steht der Mensch mit all seinen Geheimnissen und Abgründen, Leiden, Schmerzen und auch Hoffnung. Besonders das menschliche Gesicht, fernab vom tradierten Porträtbegriff, wird in Simona Deflorins Bildern zum erzählenden Moment. Dabei bleibt vieles in der Andeutung. Bewusst wählt sie die thematische Mehrschichtigkeit als Angebot und Herausforderung für den Betrachter, seine eigene Geschichte zu (er-) finden. Auf assoziative Weise werden durch Farben, Formsprache und Bildkomposition Stimmungen transportiert, die so dicht und poetisch erscheinen, dass die Gemälde wie Porträts innerer Zustände wirken.

Frank Buchholz